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Uwe Neumahr. Das Schloss der Schriftsteller. Nürnberg '46 – Treffen am Abgrund

C.H. Beck Verlag

Das „Press-Camp“ wurde beengt im Schloss eines deutschen Schreibwaren-Unternehmers eingerichtet: Feldbetten, ein lärmiger Arbeitssaal, grässliche Toiletten – unzumutbar, aber einmalig, denn: Wer kam zusammen? Erika Mann, Elsa Triolet, Martha Gellhorn, Rebecca West und Janet Flanner, um die scharfäugigsten und kritischsten Autorinnen zu nennen, denen oft das Wort „Deutschland – unheilbar!“ über die Lippen kam. Da schrieben auch Willy Brandt, Wolfgang Hildesheimer, Markus Wolf, Alfred Döblin, Peter de Mendelssohn, um die Deutschen aus dem Exil zu nennen, weiterhin Ernest Hemingway, John Dos Passos, Ilja Ehrenburg und viele andere. Es sind Porträts vor dem Hintergrund des sich dahinziehenden Prozesses mit seinen unerträglichen Angeklagten Göring, Frank, Streicher, Jodl, Speer, Heß und den anderen. Mit Erich Kästner und Golo Mann und der „Gastgeberin“ Gräfin Katharina Castell geht der Autor erstaunlich kritisch „ins Gericht“. Es ist ein aufklärendes, zurechtrückendes Buch über einige Heroen der publizierenden Zeitgeschichte. Mag sein, dass pittoreske Details über die Affäre von Rebecca West mit einem Richter dem Lektor unnötig wichtig waren und Hemingways Umgang mit Martha Gellhorn auch hätten wegbleiben können, der schockierend vertraute Umgang von Gräfin Castell mit Gestapo-Chef Diels um des Skandals willen ins Buch kam – es ist ein aufschlussreiches Buch voller Aufhellungen und neu ausgeleuchteter zeitgeschichtlicher Augenblicke.

Helmut Ruppel

304 Seiten
26.00 €