Catherine Belton. Putins Netz. Wie sich der KGB Russland zurückholte und dann den Westen ins Auge fasste

Übersetzt von Elisabeth Schmalen und Johanna Wais
Verlag Harper Collins
Galt Schlögels Buch schon als „Buch der Stunde“, so ist Beltons Band das „Buch des Augenblicks“.Backsteinschwer ersetzt es eine Bibliothek. Im Original heißt es „Putins People“, das deutsche „Netz“ verschärft zutreffend die Erkennbarkeit. Von den 704 Seiten sind rund 100 sehr kleingedruckte Anmerkungen. Die von mir gelesenen rund 300 Seiten für diesen Bücherbrief hinterlassen den Eindruck: Egon Erwin Kisch hat eine habilitierte Enkelin mit den Qualifikationen einer wissenschaftlichen Meisterspionin! „Wladimir – allein zu Haus“? Nein, da gibt es ein mafiöses Geflecht, dessen Porträts eine Eremitage der Macht benötigen! Und jetzt die Frage – den langen Tisch vor Augen - wo sind sie alle heute? Es beginnt klassisch mit einer Auflistung „Dramatis personae“, doch: weit gefehlt mit der Annahme, das seien nun alle - in die Hunderte gehen die Menschen, die das „Netz“ bilden, das diesen Staat trägt. Welche technische Elite trug das NS-Reich?
Viele von ihnen haben Catherine Belton bedroht, Prozesse gegen sie angezettelt, wollten sie mund-tot machen - bis heute ohne Erfolg, denn der Verlag stützt sie. Mit diesem Band hat er zugleich ein unvergleichliches Personalverzeichnis des russisches Machtnetzes. Und alle Lesenden auch! Einer gewiss: Karl Schlögel. Ihm verdanken wir immer wieder den Versuch, unseren Blick auf die „wehrhafte Zivilgesellschaft“ der Ukraine zu wenden und zugleich unsere Solidarität und Hilfsbereitschaft aufzurufen. Helmut Ruppel
704 Seiten
26 Euro