Abraham B. Yehoshua. Der Tunnel
Aus dem Hebräischen von Markus Lemke
Nagel & Kimche Verlag
Nagel & Kimche Verlag
"Lassen sie uns zusammenfassen“, „ 'Bitte', flüstern beide“, das kann auch nicht anders sein, waren sie doch 56 Jahre verheiratet, der Schriftsteller und seine Frau, die Kinderärztin, immer etwas realitätstüchtiger als er; sie sieht ja auch den kleinen schwarzen Punkt, die „Atrophie“, wie es im ablenkenden Ärztelatein heißt, konkreter: die Demenz oder im Yehoshua-Ton, den einsetzenden Sinkflug des Vergessens. Sie sieht ja auch, wie er aus der Kita den falschen Enkel abholt, nimmt wahr, dass er den Parkplatz vom Auto nicht findet und immer häufiger anderer Leute Vornamen vergisst. Er verläuft sich im Theater und landet schließlich auf der Bühne und geht im Krankenhaus ständig ins falsche Zimmer, kauft auf dem Wochenmarkt und im Supermarkt erst doppelt, dann dreifach Tomaten ein. Demenz – vor dieser Auskunft hat jeder Angst. „...es kann sich ausweiten, sagt der Neurologe. Kann es ...oder wird es? Es kann und wird wahrscheinlich.“
Und die Erzählung beginnt... Sie geht mitten in Israels gegenwärtige Geschichte, sie geht mitten in den Demenzverlauf, doch, dreimal unterstrichen: Es ist eine große Liebesgeschichte! „Ich wollte zeigen, dass Ehen auch halten können“, sagte Yehoshua in einem Interview. Die Dialoge zwischen dem Paar sind eine einzige Wohltat – es gibt von dieser Literatur so wenig! Und eine weitere Wohltat ist, zu lesen, dass viele Israelis kranke Kinder und schwache Alte, Kranke an den Demarkationslinien zu den besetzten Gebieten mit Autos abholen und in ein Krankenhaus bringen und nach Behandlungen wieder zurückfahren. Überhaupt das Krankenhaus: Ein Ort, wo Palästinenser und Israelis gut zusammen arbeiten. Das Krankenhaus – ein Ort der Zusammenarbeit, des Zusammenlebens, das habe immer funktioniert, sagt der Autor.
Und er gibt sehr vorsichtig-nachdenkliche Anstöße zur Demenz, privat, politisch, pragmatisch. Seine Frau (wieder sie!) fädelt ihn in ein Bauprojekt ein, – er war landesweit verantwortlich für Straßenbau - das er mit seinem jungen Nachfolger in der Wüste beginnt, womit „der Tunnel“ ins Spiel kommt, ein so abenteuerliches Projekt, dass man aus dem Staunen über Phantasie, Humor, Menschenliebe nicht mehr herauskommt. Seinem Buch gibt Yehoshua die Widmung:
„ Für meine Ika (1940-2016). Unendliche Liebe.“, denn er ist der „liebevolle Erzähler“. Seine Literatur gründet auf liebevoller Zuneigung. Zuneigung – die bescheidenste Form der Liebe, Sie zeigt die Menschen in ihrer Welt ineinander verbunden, voneinander abhängend, zusammen wirkend. Ein Vor-Geschmack dessen, was sein könnte. Helmut Ruppel
Und die Erzählung beginnt... Sie geht mitten in Israels gegenwärtige Geschichte, sie geht mitten in den Demenzverlauf, doch, dreimal unterstrichen: Es ist eine große Liebesgeschichte! „Ich wollte zeigen, dass Ehen auch halten können“, sagte Yehoshua in einem Interview. Die Dialoge zwischen dem Paar sind eine einzige Wohltat – es gibt von dieser Literatur so wenig! Und eine weitere Wohltat ist, zu lesen, dass viele Israelis kranke Kinder und schwache Alte, Kranke an den Demarkationslinien zu den besetzten Gebieten mit Autos abholen und in ein Krankenhaus bringen und nach Behandlungen wieder zurückfahren. Überhaupt das Krankenhaus: Ein Ort, wo Palästinenser und Israelis gut zusammen arbeiten. Das Krankenhaus – ein Ort der Zusammenarbeit, des Zusammenlebens, das habe immer funktioniert, sagt der Autor.
Und er gibt sehr vorsichtig-nachdenkliche Anstöße zur Demenz, privat, politisch, pragmatisch. Seine Frau (wieder sie!) fädelt ihn in ein Bauprojekt ein, – er war landesweit verantwortlich für Straßenbau - das er mit seinem jungen Nachfolger in der Wüste beginnt, womit „der Tunnel“ ins Spiel kommt, ein so abenteuerliches Projekt, dass man aus dem Staunen über Phantasie, Humor, Menschenliebe nicht mehr herauskommt. Seinem Buch gibt Yehoshua die Widmung:
„ Für meine Ika (1940-2016). Unendliche Liebe.“, denn er ist der „liebevolle Erzähler“. Seine Literatur gründet auf liebevoller Zuneigung. Zuneigung – die bescheidenste Form der Liebe, Sie zeigt die Menschen in ihrer Welt ineinander verbunden, voneinander abhängend, zusammen wirkend. Ein Vor-Geschmack dessen, was sein könnte. Helmut Ruppel
367 Seiten
24 Euro
24 Euro
