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Hans Magnus Enzensberger. Leichte Gedichte

In Bilder gesetzt von Jan Peter Tripp
Insel Verlag

Enzensberger starb am 24.11.2022, die Berichte über seine unnachahmlich-heitere „Trauer-Feier“ haben viele Menschen erfreut. Verzeihlich also, wenn die lesende Freundschaft häufig statt „Leichte“, „Letzte“ Gedichte gelesen hat. Vielleicht sind sie es ja. Sie sind am 23. März, ein gutes Vierteljahr nach seinem Tode erschienen. Hat er sie selbst (noch) zusammengestellt? Der Verlag sagt nichts … auch nichts zu Jan Peter Tripp. Vorwort, Nachwort wären freundlich gewesen. Die Gedichte sind in ihrer weisheitlich-knittelnden Eleganz, ihrer poetischen Seel-Sorge, ihrer unernsten Larmoyanz der Nächstenliebe, ihrer sorglos zerknitterten Klugheit einfach nur eins: liebenswert, leicht und exzellent dazu.Er ist Jahrgang 1929, ein schönes Alter für leichte und letzte Gedichte. Was man nicht vergessen sollte: Er flog aus der Hitler-Jugend, weil er ein „Querulant“ war und darüber hinaus trotzig. Für heute ein kurzer Abschied: „Schwamm drüber. Wenn das alles ist, was du auf dem Herzen hast – na wenn schon! Im Bad findest du einen Schwamm. Sogar die Mathematiker greifen zu ihm und zur Kreide vor der Tafel mit ihren Gleichungen und löschen alles, was sie stört, weil es voller Fehler ist.“
Mit der Publikationen „Transatlantik“, „Museum der modernen Poesie“ und vor allem dem „Kursbuch“ geradezu programmatisch zur Wahrnehmung weltweiter Literatur auffordernd (und ermöglichend!), überschritt er die Grenzen der bundesrepublikanischen „Heimat“, arbeitete sich nicht ab in den Provinzen des Herkommens. Ein Dublin wie Joyce, ein Yoknapatawpha wie Faulkner, ein Danzig wie Grass, ein Lübeck wie Mann, ein New York wie Dos Passos, ein Alexanderplatz wie Döblin hatte Enzensberger nicht, „Heimat“, in welchem Sinne auch immer, hatte er nicht.

Helmut Ruppel

88 Seiten
14.00 €